Unsere F.A.Z.-Korrespondentin Ann-Dorit Boy aus Simferopol:
In Simferopol haben sich am Sonntagvormittag ein paar Hundert Russen vor dem Parlament versammelt. Aus Lautsprechern erschallt eine Rockversion der russischen Nationalhymne. Ein paar ältere Leute mit sowjetischen Fahnen sind dazugekommen. Das Parlamentsgebäude ist inzwischen nicht mehr komplett abgesperrt, Sicherheitsleute lassen gelegentlich Abgeordnete und andere Mitarbeiter hinein. Eine ältere Dame rüttelt allerdings vergeblich an der Tür. Die pensionierte Krankenschwester Sweta ist auf der Suche nach Sergej Aksjonow, dem neu ernannten Regierungschef der Autonomen Republik Krim. Die Russin möchte ihn bitten, dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama einen Brief zu übergeben, den sie per Hand geschrieben hat. "Ich möchte Obama bitten, sich hier nicht einzumischen", sagt sie. Es sei doch sehr gut, dass Russland ihnen zu Hilfe komme, sagt Sweta. Obama müsse das verstehen, er sei doch schließlich kein Dummkopf. Sie holt den Brief aus dem Umschlag, in dem auch eine Geburtstagskarte mit Blumen liegt, zeigt ihn vor und steckt ihn schnell wieder weg. Dann eilt sie weiter zum Regierungsgebäude am Lenin-Platz, wo Aksjonow am Mittag eine Pressekonferenz geben will.